Die Grundregel für gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz

Warum es so wichtig ist darauf zu achten, dass sich alle sicher fühlen. Und wie du es machst.

Warum Gewaltfreie Kommunikation?

Was die meisten Menschen von ihrem Arbeitsplatz erwarten

Wir alle wollen frei sprechen können und einen wertschätzenden Umgang.

Wenn man Menschen fragt, was ihnen in Meetings und bei der Arbeit mit Kolleg*innen wichtig ist, so bekommt man diese Dinge immer wieder zu hören.

Menschen brauchen „Psychological Safety“ um gute Arbeit zu machen

Das ein wertschätzender und offener Umgang eine absolute Grundlage für effektive Team-Arbeit ist bestätigt auch die Forschung. Umfangreiche Studien (1) haben als den wichtigsten Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Team den Begriff „Psychological Safety“ identifiziert. 

Die Bedeutung von Psychological Safety ist, dass man ohne Angst vor Strafen oder Erniedrigungen sprechen, handeln und lernen kann.
Psychological Safety bedeutet, dass man sich selbst und seine Ideen einbringen kann, ohne negative Folgen für das Selbstbild, den Status oder die Karriere befürchten zu müssen. William A. Kahn (2)

Gewaltfreie Kommunikation als Grundlage für „Psychological Safety“

Wie schafft man es diese „Psychological Safety“ in der täglichen Kommunikation zwischen Kollegen*innen und Führungskräften herzustellen? Die Gewaltfreie Kommunikation bietet hier eine gute Grundlage. Der Begriff wurde von Marshall B. Rosenberg (3) erfunden, ist weltweit bekannt und bietet tausenden von Menschen einen Rahmen um ihre sozialen Beziehungen auf ein kooperatives und kreatives Miteinander auszurichten. Der Begriff ist auch bekannt als "bewusste Kommunikation" oder "durchsetzungsstarke Kommunikation".

Weil die gewaltfreie Kommunikation ein so grundlegendes Werkzeug für den Arbeitsplatz ist, haben wir uns entschieden eine kleine Serie dazu zu verfassen. In diese Artikel geht es um die wichtigste Grundregel der gewaltfreien Kommunikation.

Ein Missverständnis über gewaltfreie Kommunikation 

In der Gewaltfreien Kommunikation geht es nicht nur offensichtliche Gewalt, wie Bedrohungen, Beleidigungen oder Beschimpfungen.

Viele Leute denken, in der gewaltfreien Kommunikation geht es um offensichtliche sprachliche „Gewalt“ wie Beschimpfungen, Beleidigungen oder Drohungen.

In der Gewaltfreien Kommunikation versucht man auch Bewertungen zu vermeiden.

Tatsächlich sieht man den Begriff der Gewalt in der gewaltfreien Kommunikation subtiler und differenzierter. Kommunikation gilt nämlich schon als „Gewalt“, wenn sie das Gegenüber bewertet.

Es ist wichtig zu erkennen, dass auch subtile Arten andere zu bewerten ganz wesentlich dazu beitragen, dass die „Pychological Safety" abhanden kommt. Bewertungen beeinträchtigen nämlich das Gefühl sich jederzeit frei und offen äussern zu können.

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Wo fängt man an? Bei der ersten Grundregel der Gewaltfreien Kommunikation 

Die erste Grundlage in der Gewaltfreien Kommunikation ist die Unterscheidung zwischen einer Beobachtung und einer Bewertung.

Beispiel für gewaltfreie Kommunikation, die schief geht.
Eine Beobachtung beschreibt einen Sachverhalt so wie er eben abgelaufen ist.
Eine Bewertung beschreibt oder impliziert ein Urteil, ob der Sachverhalt gut oder schlecht war. Oft schwingt bei einer Bewertungen auch eine Emotion mit.

AUFGABE: Was ist eine reine Beobachtung, was eine Bewertung?

Wenn man diesen Unterschied einmal verstanden hat und beginnt darauf zu achten merkt man wie schwer es eigentlich ist in seinem Alltag NICHT ständig zu bewerten.

Versuche einmal einen Vormittag nichts und niemanden zu bewerten. Du wirst merken: Es ist schwierig in seinem Alltag NICHT ständig Dinge zu bewerten.

Lass uns das NOCHMAL üben:

Kannst du alle "Beobachtungen" und "Bewertungen" richtig zuordnen?

Warum Bewertungen so ein Problem sind

Immer wenn wir andere Leute im Gespräch bewerten bedeutet das im Grunde, das wir einfordern dass sie ihr Verhalten oder ihr Wesen ändern. Nehmen wir ein Beispiel:

Gewaltfrei und nicht gewaltfrei - ein Beispiel
Gesagt: Du bist schon wieder zu spät -> Gemeint: Ich will, dass du mehr auf Pünktlichkeit achtest

Noch ein Beispiel, warum Bewertungen nicht zum Ziel führen:

Bewertungen kommen eigentlich fast immer als Angriff rüber.
Gesagt: Deine Präsentation war schlecht Gemeint: Ich will, dass du deine Präsentation gründlicher vorbereitest

Statt direkt anzusprechen, was wir eigentlich von unserem Gegenüber wollen, machen wir ihm oder ihr mit der Bewertung eine Vorwurf. Doch dieses "indirekte Ansprechen" von dem eigenen Wunsch wird meistens negativ aufgenommen:

Warum es sich lohnt in Gewaltfreie Kommunikation zu investieren

Selbst wenn es garnicht so gemeint ist passiert es sehr schnell, dass es trotzdem beim Gegenüber so ankommt. Diese Art eine Verhaltensänderung bei einem anderen Menschen anzustoßen ist: 

AUFGABE: Versuche es noch einmal selber:

Die folgenden Aussagen sind Bewertungen. Versuche sie als eine reine Beobachtung umzuformulieren, bevor du die Karten aufdeckst:

Übung macht den Meister 🙂

Zum Abschluss

Damit Teams gut zusammen funktionieren ist es wichtig „Psychological Safety“ herzustellen. Wichtigste Grundlage hierfür ist, dass sich jede*r einbringe kann ohne negative Konsequenzen für sein Selbstbild, seinen Status oder seine Karriere fürchten zu müssen. 

Die Gewaltfreie Kommunikation ist dabei ein tolles Werkzeug um zu üben diese Sicherheit in der täglichen Kommunikation herzustellen. Wichtigste Grundlage ist es dabei zu erkennen, dass es einen Unterschied macht ob man einen Sachverhalt schildert, wie er sich ereignet hat, oder diesen mit einer Bewertung zu überlagern. Sobald wir Dinge bewerten passiert es schnell, dass wir uns gegenseitig in eine Ecke drängen und genau diese „Psychological Safety“, die Teams so dringend nötig haben, zu unterminieren. 

Im nächsten Kapitel dieses Gewaltfrei Kommunikation Mini-Kurses:

Erklärung Gewaltfreie Kommunikation in einem Bild

Im nächsten Kapitel dieser Serie schauen wir uns an, wie man seinen Wunsch an den anderen klar formuliert ohne ihn oder sie zu bewerten oder vor den Kopf zu stoßen.

Quellen:

(1) Newman, Alexander; Donohue, Ross; Eva, Nathan (September 2017). "Psychological safety: A systematic review of the literature". Human Resource Management Review. 27 (3): 521–535. doi:10.1016/j.hrmr.2017.01.001. ISSN 1053-4822.

 (2) Kahn, William A. (1990-12-01). "Psychological Conditions of Personal Engagement and Disengagement at Work"Academy of Management Journal33 (4): 692–724. doi:10.2307/256287ISSN 0001-4273JSTOR 256287.

(3) Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens, Junfermann, 10. Aufl. 2012, S. 37–38

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